Tri tra trallallaa -- seid Ihr alle da? Das dürft Ihr nämlich nicht
verpassen, denn ich kann heute bei bester Gesundheit und topfit
sowie voller Energie und Lebensfreude meinen 10. Geburtstag feiern.
Ist das nicht wunderbar? Sylvia sagt, ich würde ihr
damit das schönste Geschenk machen. Müsste es denn nicht umgekehrt
sein und sie mich mit grossen Geschenken überhäufen? Oder
habe ich da etwas missverstanden? Ich bin doch schliesslich das Geburtstagskind! Nun ja, manchmal ist Sylvia schon ein Fragezeichen für mich. Ich will mich jedoch auf keinen Fall beklagen. Ganz im Gegenteil, denn sie hat mich 10 Jahre lang tagein tagaus rundum verwöhnt und mir (fast) jeden Wunsch von den Lefzen abgelesen. Der heutige Tag beginnt mit Liebkosungen ohne Ende. Ich liebe es ja, von Sylvia geknuddelt zu werden. Man kann’s aber auch übertreiben. Mir ist fast schwindlig von der heftigen Knutscherei! Dann gibt’s zur Feier des Tages ein nicht etwa normales 3-Sterne-Frühstück, sondern einen meiner 5-Sterne-Lieblingskauknochen nach „Lafer, Lichter, Lecker“, von denen ich nie genug bekomme. Während ich diesen in aller Ruhe genüsslich vertilge,
zieht sich Sylvia an ihren PC zurück und will nicht gestört werden.
Ganz vertieft, hämmert sie flink auf den Tasten herum. Heute macht
sich mal wieder eine ihrer dichterischen Adern bemerkbar, und das
Resultat will ich Euch selbstverständlich nicht vorenthalten:
Für meinen Alex zum 10. Geburtstag
Genau heute vor 10 Jahren wurdest Du im schönen Emmental geboren.
Weder Dirko, noch Djanga, noch ich haben irgendetwas von Dir geahnt.
Von einem lang ersehnten Wunschhund also keine Spur!
Am Muttertag 2000 im wunderschönen Wonnemonat Mai,
Dass da grad ein Wurf Berner mit sechs Welpen war,
Deine 3 Schwestern und 2 Brüder hatten alle bereits einen
Lebensplatz.
So ein Wonneproppen noch nicht vergeben, habe ich nur schwer
kapiert.
Eine Frau aus Deutschland hätte Dich eigentlich gerne übernommen,
Dass aus Dir wird ein erfolgreicher Deckrüde sowie ein perfekter
Ausstellungshund,
Eine solche Garantie gibt es bei keinem Züchter auf der ganzen Welt.
Deine Züchterin quälten deshalb berechtige Bedenken.
Für einen so drolligen Welpen wie Dich musste es doch einen besseren
Platz geben.
Nachdem Du mich auf meinen Armen mit Dackelblick hattest angeschaut,
Meine Frage: „Würdest Du denn Alex mir anvertrauen?“,
Vier Wochen später habe ich Dich dann von Deiner Züchterin
übernommen.
Dein neues Zuhause hast Du sehr selbstsicher und voller Übermut
ausspioniert.
Mit den Kleintieren hast Du ebenfalls
Freundschaft geschlossen.
Dass ich auch Dir, wie all meinen Hunden, einen Kosenamen gab, war
sonnenklar.
Nur eine Woche nach Deiner Ankunft hat uns Dirko für immer
verlassen.
Schon bald hatten Djanga und ich keinen kleinen Alexli mehr.
Dass Du von klein auf sehr folgsam warst, muss ich nicht extra
betonen.
Djanga und Du, ihr wart ein Traumpaar und habt euch prächtig
verstanden.
Es war schrecklich, Djanga mit 8 ½ Jahren bereits zu verlieren.
Deine über alles geliebte „Schwester“ wurde Dir jäh entrissen.
Du hast ganz furchtbar darunter gelitten und kaum mehr gefressen.
Auf unseren Spaziergängen bliebst Du immer wieder jammernd stehen.
Oft schautest Du auch mich fragend an.
Nachts hast Du mich gerufen und wolltest in den Garten raus.
Dein Wolfsgeheul am Gartentor ging mir durch alle Glieder.
Unser Leben musste weitergehen, aber eben „nur“ noch zu zweit.
Wie wär’s denn jetzt mit Prüfungen absolvieren?
Mit Deinem Wesen, Deinem Exterieur sowie Deinen gesunden Gelenken,
Für einen guten Arbeithund brachtest Du alle Voraussetzungen mit.
Dann kam auf uns zu, woran ich im schönsten Traum nie hätte gedacht.
Viele Züchter aus dem In- und Ausland waren überzeugt von Dir.
So erlebten wir gemeinsam eine wunderbare Zeit.
Du
hättest zwar gut und gerne mit den Schäferstündchen noch weiter
gemacht.
Von Nord und Süd und Ost und West flogen Dir die Herzen zu.
Über sooo viel Erfolg musst Du wirklich dankbar sein und zufrieden.
Trotz Deiner glänzenden Gesundheit habe ich Ende 2009
entschieden,
Glaube mir, es fiel mir nicht leicht, Dich zu pensionieren.
Man sagt doch, man solle aufhören, wenn’s am schönsten ist.
In all den schönen Jahren mit Dir habe ich mich immer mal wieder
gefragt:
10 ganz tolle Jahre lang hast Du mich nun Schritt für Schritt
begleitet.
Ein Leben ohne Dich?
So geniessen wir voll und ganz Deinen verdienten „Ruhestand“
zu zweit.
Dein dankbares und glückliches Frauchen Sylvia |